Züchtung für Trockenheits- und Hitzetoleranz bei Kartoffeln. Interview mit Dr. Juliane Renner, Züchterin bei EUROPLANT

Die Züchtung von Kartoffelsorten, die sowohl Hitzestress als auch Trockenheit widerstandsfähig sind, wird zunehmend entscheidend, um Ertrag und Qualität unter stressige Bedingungen zu sichern.

«Ich glaube auf Bewässerung können und sollten wir uns nicht versteifen, denn ob uns Wasser zur Bewässerung immer und in entsprechenden Mengen zur Verfügung steht, ist nicht gewiss» meint die Kartoffelzüchterin Juliane Renner im Interview. «Der Frühkartoffelanbau mag seine Vorteile haben, um Sommertrockenheit auszuweichen, aber wir müssen auch das Jahr über Kartoffeln zur Verfügung haben. Erträge wollen erreicht werden und Frühkartoffelanbau ist oft sehr intensiv und aufwendig», fügt Sie an.

Wie wichtig ist die Auslese auf Trockenheit- und Hitzetoleranz in der Züchtungsarbeit?

«Auslese robuster Klone bezüglich Trockenheit rückt für unsere Breiten immer mehr in den Fokus; Da man aber nicht nur für Mitteleuropa züchtet, war das Zuchtziel auch zuvor schon ein Thema».

Was macht die Kartoffel grundsätzlich, um trotz Trockenheit Erträge zu produzieren?

«Entweder sie entkommt der Trockenheit durch einen frühen Ansatz und früher Reife, oder aber sie reift spät und überlebt einige Trockenzeiten durch Abwurf von Blättern und durch Bildung neuer Blätter, oder sie wurzelt tief, um an Wasser zu kommen. Diese unterschiedlichen Strategien der Kartoffel versuchen wir zu beurteilen, indem wir Frühreife Sorten prüfen; Indem wir schauen, wie Klone Blätter abwerfen und neu bilden. Durchwurzelung ist erst einmal schwierig zu prüfen. Die Beurteilung findet an Standorten statt, die mit Trockenheit zu kämpfen haben, beispielsweise in Südspaniern, Italien oder auch Regionen in Nordafrika, sowie auch unter unseren Bedingungen, wo Jahre wie 2023 gute Selektionsjahre sind. Auch gegenüber Hitze reagieren nicht alle Stämme gleich. Einige gehen früher in die Seneszenz als andere».

Soll die Kartoffel mit weniger Wasser auskommen, also bei Trockenheit weiterwachsen, oder geht es darum, Knollen zu selektieren die nicht oder kaum mit Kindelbildung und Zwiewuchs reagieren?

«Beide Merkmale sind wichtig. Der Ertrag ist oft das erste Merkmal, das man sieht und auch unter dem Aspekt der Trockenheit vorrangig beurteilt wird. Allerdings bringt eine Hochertragssorte nichts, wenn sie voll von Zwiewuchs, Durchwuchs und anderen Mängel ist. Daher ist ein stabiles Verhalten der Sorte unter den verschiedenen Bedingungen für beide Merkmale wichtig».

Welche Methoden werden angewandt, um Kartoffeln trockenheitstoleranter zu machen?

«Molekular haben wir nicht viel in der Hand. Es gibt keine Marker für diese Merkmale. Im Vergleich zu Eigenschaften wie Ertrag, Stärke, Krankheitsresistenzen, wo man gezielt prüfen, messen oder darauf testen kann, ist die Suche nach Trocken- und Hitzerobusten Sorten vielmehr eine Auslese im Routinezuchtablauf auf robuste Typen, die die Stresssituationen an mehreren Standorten über Jahre hinweg Ertragsstabil und auch qualitativ stabil mitmachen».

Wie wird mit unterschiedlichen Stressbedingungen im Freiland bei der Züchtung umgegangen?

«Wir versuchen alle Faktoren zu berücksichtigen, aber es ist schwierig im Freiland alles gezielt bzw. jeden Faktor einzeln zu betrachten. Wir versuchen das Ganze zu sehen. Es gibt nicht für jeden Stress-Faktor gezielte Versuche. Vor Krankheiten und Schädlingen können wir die Versuche schützen, um diese Stressfaktoren auszuschalten. Und da wir im Freiland sind, haben wir auch nicht immer Trockenstress. So sind wir auf mehrjährige Versuche über mehrere Standorte angewiesen, um nach einigen Jahren einen Klon genau beurteilen zu können.

Unser Ziel ist es, Sorten zu finden die mit allen Gegebenheiten gut auskommen – also allgemein robust sind. Wir versuchen daher allgemein entsprechende Typen zu selektieren, die effektiv das Wasser nutzen – und entsprechend an die Wasserreservoirs kommen; und zudem unter nassen Bedingungen stand halten und auch ihre Qualitäten bringen.

Bei Nässe spielen viel auch Standortgegebenheiten und der Anbau eine Rolle: Topografie; wie wird gepflanzt; wie gut/weniger gut ist unser Boden (Horizonte; Verdichtungen etc.). Aber natürlich selektieren wir auch hier robuste Typen, die nach einem feuchten Jahr nicht einfach verfaulen.

D. Hodel, 2024

Sie verwenden einen veralteten Browser:

Aktuelle Browser: Chrome Firefox Windows Edge Safari